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Alt 19.03.2003, 23:32
Benutzerbild von 911C1 Dieter
911C1 Dieter 911C1 Dieter ist offline
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911C1 Dieter befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Daumen hoch

Aber von vorne, jetzt mit vollem Bauch

13.15 Uhr
Ankunft Werkstatt Manthey-Racing, mit der Familie Manthey lecker Kuchen gegessen, Kaffee getrunken und viel geredet (währenddessen Inspektion des GT3, neue Kerzen frisches Öl etc.) in einer Werkstatt, in der man vom Boden essen könnte (siehe Bilder)

14:45 Uhr, "in den heiligen Hallen" :
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Sieht alles sehr aufgeräumt, ordentlich und sauber aus.
Und das Auto ist ja wohl ein Schmuckstück oder ???
So weit ich das erkennen konnte: es herrscht "ruhige" Betriebsamkeit in einem netten Umgangston, alle fleißig und freundlich. Für mich wichtig neben den fachlichen Qualitäten !

Das Auto war fertig, meine Ohren hörten den Startvorgang, dank der Nockenwellen war keine Rede von ruhigem Leerlauf. Dieses Geräusch macht jeder Rennmotor. Aber der wassergekühlte 3.6L brabbelte fröhlich vor sich hin ohne abzusterben.

17:00 Uhr
Kurt fährt den 90Liter Tank auffüllen, dann Treffen an der Auffahrt Nordschleife Nürburgring.

Ein quietschen der Bremsen kündigt den GT3 mit vollem Bauch an.

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17:30 Uhr
Meine Nervösität steigt, Kurt befestigt eine Videokamera an der Frontscheibe.

17:45 Uhr
die Strecke ist offen, um uns herum nur eine handvoll Autos und Motorräder. Ein Streckenposten kommt und bittet höflich um Demontage der Kamera.

18:00 Uhr
Kurt fährt mit mir als Beifahrer durch die Schranke, mit leisem Fuss, wegen den 102 Phon Standgeräusch. Im Auto herrscht Ruhe, meine Nervösität ist wie weggeblasen. die 6-Punktgurte halten uns in der üblichen, steilen Sitzposition, kein Platz zum rumhampeln, Füsse geradeaus, der Helm ist längst angezogen, Kurt zupft seine Handschuhe nochmal nach und durchfährt die Pylonenschikane.

Beindruckende 2 Runden, stramm gefahren, aber nicht am Limit, Kurt meckert über den Grip, das Auto liegt nicht perfekt in Linkskurven, wir sind uns einig: er taucht hinten zuviel ein, ist "nervös" auf der Hinterachse, dann Rausfahrt auf den Parkplatz.

18:20 Uhr
Fahrerwechsel nach Reifencheck, alles klar.

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Und nun war ich alleine mit mir, einem fremden GT3 und dieser Rennstrecke. Es ist 18:23 als Kurt das letzte Bild schießt bevor ich an der Schranke meine Karte löse.

Mist, bin angeschnallt wie eine Ölsardine in der geschlossenen Dose und komme prompt nicht an den Automaten.(Arme zu kurz)
Einmal zurück setzen und nochmal näher ran: jetzt passt es, die Schranke geht auf und ich ... ich würg das Auto ab.
Peinlich, obwohl ich seltsamerweise jetzt die Ruhe selbst bin, passierte es einfach: zu wenig Gas ...
Habe noch Kurt´s Satz im Ohr: " Leise an der Schranke vorbei schleichen !!!" ... und ich würg ihn ab ...

Er springt sofort wieder an, und es kann losgehen: 1.Gang, 2000 Touren, 2.Gang, leichtes "wippen" beim umfahren der Pylonenschikane, dann vorsichtiges Gas geben, erstmal weg von den Phon-Wächtern ...

Unter der Brücke durch, langsam hochbeschleunigen, bei jedem nächst höherem Gang mehr Drehzahl.

Völlig leicht zu lenken, zu leicht ? wo ist die Strasse, ich kann sie nicht "fühlen". Anbremsen aus dem 5. runter in den 2., ein Kinderspiel diese Gangschaltung, kurze Wege, sehr leicht zu schalten, Kupplungsfuss fühlt kaum Gegendruck.

Umfahren der scharfen Rechtskurve an der alten Auffahrt Nordschleife. Test des Beschleunigens aus 2.Gang bis 7000U/min in den 3., "der geht ja Klasse, wie sauber der Gas annimmt ohne den "Überbums eines aufgeladenen" aber kontinuierlich gut, abbremsen und merken die Reifen sind zu kalt.

Bei der nächsten links brauche ich allen Platz bis an die Curbs. Es geht alles so leicht, aber ich kann nicht richtig fühlen was die Vorderachse macht.
Etwas leicht verhalten durch "Hatzenbach", Fliehkräfte bauen sich auf, ich glaub ich grinse ...
Einbremsen, einlenken und das Auto ist schon rum, spüre langsam wie man so ein Auto fühlt: mit den Fliehkräften, die immer stärker werden. Das Lenken selbst ist ein Kinderspiel, gedacht und schon rum.

Dann hinter "Ausgang Hocheichen" der Versuch das Auto durchzubeschleunigen, jetzt zeigt er was los ist: ER schreit sein Vergnügen auf die Strecke, ich hab das Fenster 4-5cm auf, was für ein Feeling, er will Drehzahl, bis 8.200 U/min geht der Biss. Runter durch die Senke, über den welligen Belag der Brücke, ich muss "lupfen", vorm Überfliegen der Kuppe Flugplatz merkt man den Anpressdruck des Frontspoilers. Ein beherzter Tritt in die 350mm und 6Kolben-Bremse und ich spüre keine Instabilität, völlig ruhig der GT3. Natürlich habe ich das Lenkrad gerade, weil:

Mein Turbo hat sich hier immer ziemlich schlecht benommen, wollte mit der Schnauze immer im gleichen Winkel weiter wie die "Anfahrt" steil ist. Aber hier, mein Vertrauen wächst. Ich "fliege" über die sich öffnenden Kurven Höhe Flugplatz II und bin mit Vollast Richtung Schwedenkreuz unterwegs.

Ich kann es nicht beschreiben: ER schreit und will mehr, aber es ist nicht mein Auto und ich will nicht in den Begrenzer, weiß nicht genau wo er ist, schalte punktgenau und diszipliniert bei 8.200 (soweit ich das bei den Schlägen erkennen kann) und freue mich über einen Tempozuwachs, den ich so noch nicht kennengelernt habe.
Es sieht aus als wären wir bei 270km/h, ich muß das Auto vorm Schwedenkreuz abfangen, die aerodynamischen Hilfen sind da, das Auto baut unwahrscheinlich Grip auf bei höheren Geschwindigkeiten, leichtes Singen der Reifen bei der 2-Sekunden Bremsung (wenn´s so lange war), muß ein Fremdfabrikat kurz hinter dem Scheitelpunkt der Kurve aussen überholen, der Fahrer (AlfaRomeo?) hatte Blinker gesetzt, ich habe alle Hände voll zu tun keinen Dreck aufzunehmen und ... vorbei.

Vollbremsung ungünstig innen rechts in die Arembergkurve, öffne die Lenkung und lass mich unter 75% beschleunigen bis fast an die Curbs treiben, nehme sie leicht mit und jetzt kommt es:

Richtung Fuchsröhre, wer´s nicht kennt: Gefälle, 400 PS und ein einsamer Jäger der nichts kaputt machen möchte, aber dessen Herz schreit vor Vergnügen. Der Auspuff brüllt im 3.Gang unter der Brücke, komme mit Schalten gut nach, das Auto lässt sich mit einer spielerischen Gelassenheit über die Curbs zirkeln, rechts, links, rechts, links, lupfen, Hintern zusammenkneifen, ganz außen rechts angefahren, Lenkung geht schwerer, der Grip ist unnormal und durch die Senke.
Meine Sinne kommen nicht nach, das Auto ist der Wahnsinn. Was hier an Kräften wirkt auf Karosse und Fahrer ist enorm.
Abremsen auf dem kurzen Stück bergauf zum AdenauerForst, eine Schlüsselstelle dieser Rennstrecke, hier lassen viele viel Zeit, aber der GT3 ist ein Spielzeug, hatte ich hier immer Mühe meinen 930S sauber durch zu pilotieren, so ist es im GT3 ein Klacks, anbremsen, während dessen den 2.Gang rein, links rein und unter leichtem beschleunigen rechts raus und volles Rohr, ich geniesse das Schreien eines Rennmotors: Danke Porsche, Danke Manthey.

Ich hatte soviel Vertrauen in dieses Auto, bin für 3-4 Sekunden quer (ca.90°Lenkradeinschlag) die Anfahrt zum Karussel hoch, habe mit den Fliehkräften das Auto gefühlt und hatte einen Riesen Spaß.

Dieser GT3, optimiert von Manthey-Racing, zeigt die hohe Kunst des Automobilbaus. Ich bin schlichtweg begeistert. Habe die Kamerazeit verglichen mit meiner Uhr und dem letzten Foto vor der Auffahrt. Ich wollte und habe keine Zeit gemessen, aber 8:20 adhoc, mit "Bummeln" am Start, kennenlernen eines fremden Autos.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie einfach das war.
18:32 war ich wieder auf dem Parkplatz, der GT3 gab leichte Rauchwolken aus den vorderen Kotflügeln. Ich grinste, und Kurt fragte: "und wie war es ?"

G E I L !!!

Jetzt erst weiß ich, was ich für eine Krücke fahre.

Meine Hochachtung, laut Kurt ist das Auto noch nicht perfekt, aber jetzt schon furchtbar schnell, es hat mir meine Grenzen bezüglich Wahrnehmungsfähigkeit gezeigt !

Wenn ich das schätzen darf:
knappe 7:20 min BTG-Zeit sind drin, wenn nicht schneller !

Wir alle müssen ein wenig umdenken, frozzeln hin frozzeln her: ich bin ausgestiegen und hatte nicht eine Schweißperle auf der Stirn, zog die Handschug aus: trocken, zog den Helm aus, leicht feuchtes Haar, mehr nicht.

Ein Kinderspiel, damit ist jeder schnell !!!

Fazit: Gerne wieder, auch öfter, wenn ich mir mehr Kondition antrainiert habe.
Aber eines weiß ich auch, meine FatLady klingt wie ein Porsche klingen muß, ein GT3"R" klingt wie ein moderner Rennwagen klingen muß: agressiv und böse, obwohl er das nicht ist !

Lieber Kurt, der Du das hier vielleicht irgendwann lesen wirst: DANKE ! wieviel Vertrauen muß ein Mensch haben um so eine Waffe in "fremde" Hände zu geben ?

tief beeindruckt und mit sportlichen Grüßen an alle Luft- und Wassergekühlten, Dieter

PS: Tippfehler sind jetzt raus

Nachtrag: habe die Auflösung der Bilder in 800x600 = 50kb geändert

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