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Alt 23.04.2001, 14:50
Rainer Rainer ist offline
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Beitrag die Wasserturbine - Quelle Automobil Revue Schweiz

Am Pariser Autosalon von 1974 präsentierte Porsche erstmals einen 911 Turbo. Der 3.0-Boxer im Heck leistete 260 PS, der Spurt aus dem Stand auf 100 km/h dauerte 5,5 s, und erst bei 250 km/h war Ende der Fahnenstange. So viel Power entfalten auch heutzutage nur Sportwagen, für damals waren solche Fahrleistungen geradezu atemberaubend. In der Folge wurde das Topmodell im Porsche-Angebot laufend optimiert, und als der Supersportler im April 1998 zum letzten Mal vom Band lief, zählte man in der Zuffenhausener Produktion insgesamt 32 223 Exemplare, aufgeteilt in vier Turbogenerationen.

Nun steht die fünfte Auflage vor der Lancierung. Der erste Wassergekühlte hat zwar nicht mehr den wilden Charakter des Urmodells, lässt diesen aber bezüglich Fahrleistungen geradezu mittelmässig aussehen. Dazu ist der 911 Turbo sowohl bezüglich Innenraumabmessungen, Komfort und Akustik zu einem vollwertigen Reisecoupé geworden. Von den verschiedenen Rassel- und Heulgeräuschen des Vorgängerantriebsstrangs bleibt einzig ein leicht sägender Leerlauf zurück. Massstäbe werden auch punkto Sicherheit gesetzt. Unter anderem ist die mit dem Carrera 4 eingeführte Fahrdynamikregelung (Bosch), die bei Porsche mit PSM (Porsche Stability Management) bezeichnet wird, serienmässig (vgl. AR 43/98).

MASSANZUG Gegenüber dem 911 Carrera wurde das Turbo-Heck um 6,5 cm verbreitert. So finden nicht nur die 18''-Leichtmetallräder mit Hohlspeichen und Breitreifen Platz, sondern auch die beidseitigen Lufteinlässe für die Ladeluftkühlung. Der ausfahrbare Doppelheckflügel ist mehr als ein charakteristisches Designmerkmal. Er fährt bei 120 km/h automatisch aus und soll die Auftriebskraft an der Hinterachse verhindern, ohne den Luftwiderstand spürbar zu beeinträchtigen. Am Bug dominieren die drei grossen Lufteinlässe für die Wasserkühler. Neu sind auch die Scheinwerfer; Porsche setzt die Vorteile der Gasentladungslampe - bisher ausschliesslich für die Abblendung zuständig - auch für die Erzeugung des Fernlichts ein. Der Bi-Xenon-Scheinwerfer erzeugt Abblend- und Fernlicht mit einer Gasentladungslampe, eine bewegliche Blende sorgt für die unterschiedliche Lichtverteilung.

BITURBO Wie beim GT3 (360 PS) weist auch der aufgeladene Sechszylinder-Boxer einen Hubraum von 3600 cm3 auf. Die beiden wie beim Vorgänger parallel geschalteten Abgasturbolader sorgen für eine Höchstleistung von 420 PS bei 6000/min, und bereits bei 2700/min ist das maximale Drehmoment von 560 Nm abrufbar.

Die werkseitig versprochenen Fahrleistungen sind fulminant: Der 6-Gänger schiesst in 4,2 s auf Tempo 100, 5 s später passiert die Tachonadel bereits die 160er-Marke, und erst bei 305 km/h soll dem Coupé die Puste ausgehen.

Für gutes Ansprechverhalten des Sechszylinders sollen ein geringes Saugrohrvolumen und kurze Abgaskrümmer sorgen. Nach dem Passieren der Verdichter wird die komprimierte Luft in je einem hinter den Hinterrädern platzierten Ladeluftkühler gekühlt und vor der elektrisch betätigten Drosselklappe (E-Gas) zusammengeführt. Die Rückkühlung der Ladeluft ergibt eine gute Zylinderfüllung und geringere Bauteiltemperaturen. Der Ladedruck beträgt bei Volllast und rund 2700/min 1,8 bar, im Nennleistungsbereich 1,65 bar.

Der Allradantrieb mit Viskokupplung im Vorderachsgetriebe stammt weitestgehend vom Carrera 4. Permanent werden zwischen 5 und 40 % der Antriebskraft auf die Vorderräder geleitet. Das Konzept erlaubt bessere Traktion und Richtungsstabilität, ohne das 911er-typische Fahrverhalten nachteilig zu beeinflussen. Zudem: sämtliche Allradspezifika bringen nur 55 kg auf die Waage - bei einem Sportwagen ein stichhaltiges Argument.

ATEMBERAUBEND Der 911 Turbo spielt seine leistungsmässige Überlegenheit etwa bei einem Überholmanöver auf eindrückliche Weise aus. Es spielt kaum eine Rolle, welcher Gang gerade eingelegt ist: Ein Tritt aufs Gaspedal genügt, und der Porsche katapultiert sich nach vorne, dass es eine Freude ist. Der flache Drehmomentverlauf - zwischen 2700 und 4600/min stehen permanent mindestens 560 Nm bereit - vermittelt das Gefühl eines nie enden wollenden Schubs. Begleitet wird das Ganze von einem Knurren, das schiere Kraft signalisiert. Das Getriebe wurde wegen des gewaltigen Drehmoments, aber auch zu Gunsten präziserer Bedienung aus demjenigen des Vorgängermodells weiterentwickelt. Ausserdem: Erstmals ist, mit Blick vor allem auf den US-Markt, auf Wunsch auch eine fünfstufige Tiptronic S lieferbar. Die Schaltstrategien, die vom komfortbetonten bis zum sportlichen Fahrstil reichen, sind in der elektronischen Getriebesteuerung abgespeichert.

Mit einem Unterschied zu früher: Es sind nicht mehr nur fünf fixe Schaltprogramme abgelegt, jetzt passen sich die Schaltpunkte stufenlos dem Fahrstil und dem Streckenprofil an.

VARIOCAM PLUS Die vier Ventile pro Zylinder, die Axialnockenwellenversteller und die umschaltbaren Ventilstössel bilden bei Porsche das System Variocam Plus. Die einlassseitige Nockenwellenverstellung (zwei unterschiedliche Nockenformen) wurde beim 911 Turbo um die Ventilhubumschaltung - bestehend aus schaltbaren Tassenstösseln - erweitert, um Leistung, Drehmoment und Laufkultur zu optimieren, gleichzeitig aber den Treibstoffverbrauch und die Abgasemissionen zu senken.

Gegenüber dem Vorgänger ist der Gesamtverbrauch (EG-Norm) mit 12,9 L/100 km um 18 % günstiger. Zudem werden bereits die Euro4-Abgasgrenzwerte erfüllt, die erst ab Januar 2005 in Kraft treten.

TIEFER GELEGT Das straff abgestimmte Fahrwerk des um 1 cm tiefer gelegten 911 Turbo baut auf der Basis des 911 Carrera 4 auf und wird durch Komponenten aus dem 911 GT3 ergänzt. Dazu zählen die Bremsanlage, Aggregatelagerungen und verlängerte Lenkhebel an der Hinterachse zur Optimierung der Achskinematik. Entsprechend abgestimmt wurde das Feder-Dämpfer-System.

Ab Spätherbst 2000 bietet Porsche als Novität für den 911 Turbo Keramikverbundbremsscheiben an, die bezüglich Ansprechverhalten, Fadingstabilität, Gewicht und Lebensdauer Massstäbe setzen werden.
Nebenbei: Ein 911 Turbo Cabrio ist vorläufig kein Thema.

Quelle Automobil Revue Schweiz



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