Der Bericht stammt aus der Welt am Sonntag vom 15.08.
Unter der Überschrift war ein 3.2er in grand-prix weiß abgebildet... mit 15 Zöllern...
Porsche Carrera Baujahr 1984
Made in Germany
von Ulf Poschardt
Der Porsche 911 Carrera Baujahr 1984 ist eines der zehn schönsten Autos, die jemals gebaut wurden. Er unterscheidet sich äußerlich nur durch einige Details vom Vorgängermodell, dem 911 SC. Der 911er oder Elfer, wie ihn Porschefreunde nennen, war zum Zeitpunkt der Einführung des Carrera schon gut 20 Jahre alt und zu einer Ikone des Sportwagendesigns geworden. Als direkter Nachfahre des Urkäfers von Ferdinand Porsche und als Nachfolger des legendären 356er wurde der Elfer mit seiner Vorstellung 1963 unmittelbar zum Klassiker. Er übersprang alle Reifungsprozesse, die sonst im Rahmen der Modellpflege nötig sind, und war von Anfang an auf fast verstörende Weise perfekt: ein bildschöner, brillant konzipierter Sportwagen. Entstanden in einer Art Familienworkshop. Entworfen von Ferdinand Alexander Porsche und technisch verfeinert von dem damals jungen Ferdinand Piëch, demonstrierte er, wozu deutsche Ingenieure in der Lage waren.
Bis heute hat der Elfer dutzende von Überarbeitungen und Re-Designs erfahren. Stets röhrte er der Zeit so weit voraus, dass die Konkurrenz fast mutlos konsternierte. Lediglich die kongenialen Ästheten aus Modena konnten mit ihren Ferrari die Alleinstellung der Zuffenhausener infrage stellen. Wobei die norditalienischen Skulpturen deutlich verrückter und anfälliger waren als die stur alltagstauglichen schwäbischen Gefährte. Machos hatten die Wahl: die feurige italienische Geliebte samt Macken oder die strahlend zuverlässige, schöne deutsche Frau.
Wer Sportwagen liebt, wird früher oder später einen 911er kaufen. Das gilt generationsübergreifend und weltweit. Die modernistischste Variante des Elfer ist der Carrera, der zwischen 1984 und 1989 gebaut wurde. Wie ein Kostüm von Jil Sander oder ein Anzug von Comme des Garçons inkarniert der 911er eine unpathetische Eleganz mit einer ebenso markanten wie verführerischen Silhouette. Drahtig und athletisch die Proportionen, werthaltig Material und Verarbeitung, reduziert die Formensprache von den Blinkerleuchten über den Tacho bis hin zu den Außenspiegeln. Im 911 Carrera 3,2 ist der 911 zu sich selbst gekommen. In den Worten Hegels hat er die erste Stufe der Vollendung hinter sich gebracht.
Was folgte, war mit dem Carrera 4 ein technisch komplett neues High-Tech-Gefährt, mit elektronischem Fahrwerk und Allradantrieb, ausfahrbarem Spoiler und Tiptronic. Für die 911er-Puristen nicht zuletzt wegen des bulligen Designs ein Albtraum. Bis heute sind die Puristen dem Carrera 3,2 treu geblieben. Sie betrachten nachfolgende Modelle als Schisma und gedenken nicht, sich darin blicken zu lassen. Wer einen Carrera, sagen wir Baujahr 85, neben dem aktuellen stehen sieht, weiß, was sie meinen: Der stolze Glanz der Tradition wurde dem Dogma des Neo-ismus geopfert, nach der Autos tendenziell neu und anders sein müssen. Die Gebrauchtwagenpreise für alte Carrera sind demnach hoch. Der röhrende Sound des Sechszylinder-Boxer ist betörender als eine Wagner-Arie, die Nervosität des Heckantrieblers bei nasser Fahrbahn fordernder als alle Playstation-Spiele, und die Anmut eines frisch polierten 911er-Hinterns ist verführerischer als Gisele Bundchen im Bikini, wenn sie im Vorgarten liegt. Sie finden, das ist übertrieben und klischeehaft? Ja, das stimmt. Aber es ist ähnlich wie in der Mystik. Nur die Erfahrung jenes Glücks in der Versenkung erlaubt den Widerspruch - und macht sie zugleich unmöglich.
Der Bericht war nicht unter Motor oder Auto sondern unter der Rubrik "Stil" veröffentlicht. Zwischen "In und Out" und "Junge Frauen aus dem Osten " mit der Überschrift "Made in Germany". Wenn zu viele Stilverliebte sowas ernst nehmen und sich neben Teakholzmöblen für den Garten auch noch einen 3.2er für die Garage kaufen wirds bunt. Harry fest anschnallen... bald ruft die Society bei dir an um schicke 3.2er zu kaufen !!!!
Hier noch der Link direkt zur WAMS :
http://www.wams.de/data/2004/08/15/318257.html