So, vielen Dank allen Gratulanten. Jetzt habe ich endlich Zeit und Ruhe um mal einen etwas ausführlicheren Bericht über meinen SC-Kauf zu verfassen, für alle, die ähnliche Erfahrungen durchlitten haben oder noch machen werden. Insgesamt waren die Wochen danach erst mal eine stressige Zeit, denn ich hatte starke Zweifel, ob ich mein Geld einigermaßen vernünftig investiert hatte. Inzwischen, so viel kann ich vorwegnehmen, bin ich da etwas gelassener...
Wie zuletzt berichtet, war ich gleich nach dem Kauf Anfang Mai bei Herrn Bienert von Boxer Motoren Ltd. in Manching, der dem Roten routiniert durchgecheckt hat. Der Befund war teilweise schmerzhaft, teilweise kannte ich einige der Problem schon:
Er hat sofort leichte Undichtigkeiten am Motor und etwas größere am Getriebe moniert, eine undichte Antriebswellenmanschette und Spiel in den Radlagern. Der Schalldämpfer hat eine Delle vom unvorsichtigen Rückwärtsfahren. Eine Spurstange war mal angeknickt und wieder zurück gebogen worden. Ihm fiel auch auf, dass der Wagen irgendwann teilweise nachlackiert worden sein muss. Bei der Probefahrt hat er sofort die schwammige Straßenlage bemängelt, außerdem macht das Getriebe mahlende Geräusche. Seinem Gefühl nach entwickelt der Motor etwas zu wenig Leistung (könnte am Schalldämpfer liegen).
Mich hat ziemlich erstaunt, dass die Werkstatt, die den angeblichen "großen Kundendienst" vor Verkauf durchgeführt hat, offenbar nur die beiden unteren Ventildeckel ausgebaut und abgedichtet hat. Das heißt, dass auch nur die Auslassventile neu eingestellt worden sind. Das grenzt meiner Meinung nach schon an Betrug, wenn man behauptet, "die Ventildeckeldichtungen" seien erneuert worden...
Insgesamt, und das hat mich wiederum etwas beruhigt, hat Herr Bienert aber bestätigt, dass es sich
nicht um ein zusammengeflicktes Schrottauto, einen Unfallwagen o.ä. handelt, und dass die Substanz besonders karosserieseitig wirklich gut ist. Auf Gewährleistung zu pochen und das Auto zurückgeben zu wollen, war für mich damit vom Tisch.
Inzwischen, und das ist für mich ein Highlight, habe ich über einen gut vernetzten "Bekannten eines Bekannten von einem Bekannten" herausgefunden, dass die Fahrgestellnummer und die Motornummer "matchen" UND dass die Ausstattung (Indischrot, schw. Leder/Kunstleder, Felgen, Bilstein, Schiebedach, Klimaanlage, el. Spiegel BFS, Tempomat, el. Antenne, Lautsprecher hinten, Alarm, NSW) bei Auslieferung im April 1981 in Los Angeles genau so heute auch noch im Auto verbaut sind.
Ich war dann zunächst zur Anmeldung beim Straßenverkehrsamt. Das ging problemlos, nur die bei den US-Modellen in den Unterlagen teilweise abweichenden VIN-Codes (WP0ZZZ... und WP0AA0...) sorgten für Verwirrung und machte eine Vorführung des Fahrzeugs nötig. Die verlief aber glatt und mit freundlicher Bewunderung für den SC.
Als nächstes habe ich mit Herrn Bienert die nächsten Schritte und ihre Reihenfolge besprochen. Das Getriebe wird mittelfristig zum Thema werden. Solange es aber funktioniert, werde ich damit aber erstmal weiterfahren. Bei einer fälligen Getrieberevision kann man dann auch den Motor abdichten und was sonst noch nötig sein sollte, wenn schon alles ausgebaut ist.
Zunächst aber habe ich das Fahrwerk in Angriff nehmen lassen, damit sich der SC auch nach Elfer anfühlt. Es wurden die Spurstangen vom 930, neue Bilstein Dämpfer bzw. -Einsätze rundum, eine neue Antriebswellenmanschette, Radlager vorne und ein neuer Bremssattel eingebaut, die Bremsflüssigkeit erneuert, danach wurde das Fahrwerk natürlich vermessen und eingestellt. Das Ergebnis ist überdeutlich spürbar und für die Arbeiten zusammen war der Preis meiner Ansicht nach wirklich fair.
Der erste Schritt ist also geschafft. Der SC fährt jetzt wie er soll, ich habe ihm letztes Wochenende die erste Handwäsche mit anschließendem Hartwachs verpasst, und jetzt steht er rein optisch wirklich ziemlich gut da
Ich musste dann noch für die Oldtimerversicherung ein Kurzgutachten beim TÜV durchführen lassen. Ergebnis: Note 2- und ein Marktwert von 32.500 Euro.
Kommendes Wochenende geht es zur ersten größeren Ausfahrt in Richtung Alpen und ich hoffe natürlich, dass die Technik mitmacht. Der Öldruck erreicht mit ca. 4 bar bei etwa 5500/min nicht mehr ganz die Werte jüngerer Motoren, ist aber andererseits nicht kritisch. Immerhin bläut er nicht und scheint auch nicht übermäßig viel Öl zu verbrauchen.
Für die nächste Zeit werde ich wahrscheinlich zunächst den gefühlten Leistungsmangel angehen und den verbeulten Schalldämpfer austauschen lassen. Die oberen Ventildeckel müssen abgedichtet und die Einlassventile eingestellt werden. Im Winter wird dann die hintere Stoßstange ausgebaut, die Löcher der US-Stoßhörner verschlossen und lackiert, außerdem wird dann die Öltemperaturanzeige zur Reparatur zu VDO geschickt. Sie zeigt auch nach Austausch des Gebers nur kleinste Ausschläge an. (die Temperatur ist aber nach manueller Messung in Ordnung.) Vorne werden dann die Sidemarker gegen die schwarzen RdW-Gummistücke getauscht werden.
Beim Getriebe hoffe ich, dass es noch eine Weile funktioniert, vorher wird nichts daran gemacht. Irgendwann, hoffentlich nicht zu bald, ist dann wahrscheinlich mal eine Motor- und Getrieberevision dran.
Alles nicht billig, aber immerhin ist das ja auch der Reiz bei Oldtimern: wenn man sich um sie kümmert und sie pflegt, werden sie mit der Zeit eher besser
Zum Abschluss noch ein paar Bilder vom SC:
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Ich freue mich auf Eure Kommentare!
Viele Grüße