Aus dem Handelsblatt zum 997:
Tumminellis Designkritik
Schönheits-OP an den Porsche-Scheinwerfern
Von Paolo Tumminelli, Geschäftsführer von Goodbrands und Designprofessor an der FH Köln
Natürlich spricht man über den aktualisierten „997“ gerne in der porschetypischen PS-Sprache. Von alledem, was man (nicht) braucht, gibt es schon wieder mehr, wie für jedes andere Auto auch, „mehr Motor, mehr Fahrwerk, mehr Sicherheit“. Doch das dürfte diesmal auch für den schärfsten Porschefan nicht das Wichtigste sein. Was wirklich an diesem neuen Porsche zählt, steckt ganz vorne: die Wiederkehr der typischen runden Schweinwerfer.
HB DÜSSELDORF. Alles sieht endlich wieder genau so aus, wie es „Butzi“-Porsche, sein Vater und Firmengründer Ferry, und die unsterbliche Elfer-Gemeinde immer gewollt hatten. Legt man die Nostalgie zur Seite, ist die Zuffenhausener Schönheits-OP auf jeden Fall eine gelungene, wenn nicht notwendige, Designentscheidung gewesen. Dem klassisch gestalteten Sportler passen diese eben auch sehr klassischen Scheinwerfer viel besser.
Mit dem modischen, gewöhnungsbedürftigen Blick des Vorgängers 996 – der übrigens eine für Status-Symbole gefährliche Ähnlichkeit mit dem des kleineren Bruders Boxster hatte, konnten sich Markenpuristen nie richtig anfreunden. Einige blieben – zumindest mit dem Herzen – beim 993, dem „letzten“ wahren 911.
Nun haben sich die Zuffenhausener ihres Mythos’ besonnen und pflegen ihn. Der 997 trägt seine Traditionsgene zur Schau. Schließlich hat Kosmetik bei Porsche Tradition, denn der 911er hat sich in seiner mehr als 40-jährigen Geschichte kontinuierlich aber konsequent entwickelt und so seinen Kultstatus bewahrt.
Doch die Besinnung auf Traditionen soll auch neue Käufer locken und das Geschäft ankurbeln. Zwar wuchs der Konzern dank Cayenne weiter, ist stark und profitabel, die Nachfrage nach den Sportmodellen entwickelte sich aber insgesamt rückgängig, als ob der typische Porschekunde von der Rennstrecke ins Gelände gewechselt wäre.
Aber keine Sorge: Beim neuen 997 wird es, so meine Prognose, zu einem richtigen Kauf-Ansturm kommen. Der 997 ruft alle zurück: 996 Fahrer werden umrüsten wollen, Cayenne- Fahrer werden sich in das neue Gesicht gewiss verlieben – der Gelände-Porsche leidet ja auch unter 996-Augen–, und schließlich werden alte 993-Fahrer erstmals ernsthaft darüber nachdenken, ob der wassergekühlte Motor nicht doch eine Alternative sein kann. Wichtig dabei – wie schon immer – ist, wer diesen Sommer als Erster 997 fährt. Ihm ist ein besserer Tisch im Clubhouse oder im Strandrestaurant sicher. Für die „Bella Figura“ lohnt sich die Investition schon. Wer nicht so viel Geld ausgeben will, kann es doch mal mit einem New Beetle (am besten ein Cabrio in Schwarz oder Weiß) versuchen. Wie vor 50 Jahren sehen sich Volks- und Elite- Porsche – von vorne betrachtet – heute wieder verblüffend ähnlich.
HANDELSBLATT, Dienstag, 15. Juni 2004, 08:32 Uhr
Ach so....ich finde ihn übrigens auch gut
Gruß Andi