24.11.2014, 14:06
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Registriert seit: 01.2011
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Zitat:
Zitat von Stefan.F.
Hallo Jens, hallo Team Hermann,
ihr habt beide ein bisschen recht und ein bisschen unrecht.
Wenn ich es von meine SFI-Studium noch richtig zusammen kriege läuft der Vorgang so ab.
Rost hat ungefähr das 3-fache Volumen des Ausgangswerkstoff. Deshalb steht der eingeschraubte Bereich des Bolzens unter starker Druckspannung. => Kraftschluss
Durch starkes erhitzen des Stahlbolzens wird einmal die Rostschicht thermisch etwas aufgebrochen.
Das Aluminium leitet die Hitze schnell ab und dehnt sich nicht sonderlich stark aus. Dadurch das der Bolzen aber unter starker Druckspannung steht und durch die Hitze sich eigentlich noch weiter ausdehnen möchte geschieht folgendes. Durch das Erhitzen verliert der Stahl sein Festigkeit und die Druckspannungen überschreiten die Streckgrenze, der Stahl wird plastisch verformt. Das eingeschraubte Gewinde wird bleibend minimal dünner (und länger). => quasi ein Mini-Schmiedeprozess.
Wenn der Bolzen wieder erkaltet ist er etwas kleiner im Durchmesser als vor der Hitzebehandlung und kann deshalb leichter herausgedreht werden.
Das Verfahren funktioniert nur wenn der Bolzen sehr schnell erwärmt wird und nur in dem Bereich wo er sich nicht frei ausdehnen kann.
Deshalb funktioniert Induktion so gut, der Stahl ist in Sekunden heiß und das Alu bleibt durch die Induktion relativ unbeeindruckt und kalt.
Also vertragt euch wieder
Gruß
der kleine Klugscheißer Stefan
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Hallo Stefan,
SFI in Duisburg gemacht?
Da habe ich meinen auch her
Du beziehst Dich auf den Flammrichtprozess: Rotglut -> E-Modul-runter -> Materialfließen.
In dem Fall wird man allerdings nicht die nötigen Temperaturen am Gewinde im Alu erreichen.
Wenn sich das tatsächlich löst, wird das eher ein Aufdrücken des Alus durch den thermisch expandierenden Bolzen sein.
Wenn man dagegen mit Brenner oder Ofen das Alu heiß genug macht, sorgt die höhere Wärmeausdehnung des Alus gegenüber Stahl auch für eine Lockerung.
Aber wer schonmal Alu geschweißt hat, weiß daß die extreme Wärmeableitung nur schwer durch Wärmeeintrag zu kompensieren ist...
Gruß
Jens
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24.11.2014, 14:39
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Hallo Jens,
ja richtig, ich war auch in Duisburg. War hartes Brot, aber hat Spaß gemacht.
Schon ein paar Jährchen her aber in bisschen was bleibt hängen.
Es ist wahrscheinlich ein Effekt aus beidem, Schrumpfen des Stahles und Dehnen des Aluminiums.
Der Gammel sitzt ja eigentlich immer am "oberen Ende" des Gewindes. Je tiefer das Gewinde im Sackloch ist, desto besser ist es im Normalfall noch erhalten. Deshalb glaube ich, dass die Wärme tief genug in die Verschraubung zieht um den Effekt auszulösen.
Mann muss die Methode nach der Situation wählen.
Da wo ich mit einer Lötlampe drankomme würde ich es auch erst mal mit anwärmen des Aluminium versuchen.
Zu heiß darf man es dann jedoch auch nicht machen, sonst frisst das Gewinde.
In irgendwelchen blöden Ecken könnte ich mit gut vorstellen, dass die Induktionsspule sehr gut funktioniert.
Gruß
Stefan
__________________
Baustelle: 3.2 Carrera, Bj. 12.85, US, Coupe
Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte.
J.W.v.G.
Geändert von Stefan.F. (24.11.2014 um 14:55 Uhr).
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24.11.2014, 16:55
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Nun wird ja der Zylinderkopf beim Fahren ja recht heiß.
- Das heißt doch, dass der oben beschriebene Schmiedeeffekt auch beim Fahrbetrieb auftritt, d.h. die Schrauben sind eigentlich gar nicht fest
- Ich würde mich übrigens scheuen zu versuchen den Zylinderkopf eines kalten Motors punktuell um den Krümmerflansch noch starker zu erhitzen, gar mit einer Lötlampe am Motor herumfuchteln, auch weil der Tempgradient zu starken Spannungen führen dürfte.
- Außerdem dürfte eine effective lokale Erhitzung wg der Wärmeleitung sehr schwer zu erreichen sein
Wäre es evtl. eine Lösung den Wagen schön warm-zu-fahren, auf-zu-bocken, bzw bühnen-zu-heben, dann im Standgas richtig schön heiß werden zu lassen, wenn man es mag mit der Lötlampe lokal noch etwas nachheizen und dann sein Glück zu versuchen?
Hat es eigentlich Zweck feste Schrauben tagelang vorher mit WD40 zu marinieren, und dann später Hitze zu applizieren?
Oder doch eher -Methode William- mit sanfter Gewalt, d.h. vorher einweichen, die Schaube oder Mutter lange mit nicht zu großem Drehmoment belasten dabei dann und wann sachte mit dem Hämmerchen erschüttern und auf die Klugheit der Mutter hoffen...
Gruß - Christoph
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Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit
911 Carrera Coupé, 3,2 l - 218 PS; Bj. '89; Schiebedach, Entenbürzel, 3-teilige BBS-Felgen, Bilstein Sport-Straße, DP-11
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24.11.2014, 20:29
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Zitat:
Zitat von Stefan.F.
Hallo Jens,
ja richtig, ich war auch in Duisburg. War hartes Brot, aber hat Spaß gemacht.
Schon ein paar Jährchen her aber in bisschen was bleibt hängen.
Es ist wahrscheinlich ein Effekt aus beidem, Schrumpfen des Stahles und Dehnen des Aluminiums.
Der Gammel sitzt ja eigentlich immer am "oberen Ende" des Gewindes. Je tiefer das Gewinde im Sackloch ist, desto besser ist es im Normalfall noch erhalten. Deshalb glaube ich, dass die Wärme tief genug in die Verschraubung zieht um den Effekt auszulösen.
Mann muss die Methode nach der Situation wählen.
Da wo ich mit einer Lötlampe drankomme würde ich es auch erst mal mit anwärmen des Aluminium versuchen.
Zu heiß darf man es dann jedoch auch nicht machen, sonst frisst das Gewinde.
In irgendwelchen blöden Ecken könnte ich mit gut vorstellen, dass die Induktionsspule sehr gut funktioniert.
Gruß
Stefan
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Hallo Stefan,
genau richtig erkannt. Nach bisher mehreren hundert Fällen konnten "alle" Bolzen/Schrauben sehr leicht und problemlos enfernt werden.
Durch den enormen Zeitvorteil der dadurch entsteht, wird zudem der Geldbeutel des Kunden geschont. Eine komplett desolate Wärmetauscher/Schalldämpfereinheit ist meistens innerhalb einer Stunde demontiert.
Eine Lötlampe bringt bei weitem nicht diesen Effekt, da die Temperaturen weitaus niedriger sind. Bei der Induktionsmethode wird innerhalb von 3-5 Sekunden die Mutter/ der Bolzen rotglühend gemacht. Die Wärme
zieht sofort in das Aluminium das sich wesentlich stärker ausdehnt als die Schraube/Bolzen.
Jemand der so etwas noch nicht gesehen hat, bzw. damit noch nicht gearbeitet hat kann da nicht mitreden.
Mfg
Team Herrmann
Geändert von Team Herrmann (24.11.2014 um 20:56 Uhr).
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26.11.2014, 10:45
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[quote=Käptn Haddock;192941]Nun wird ja der Zylinderkopf beim Fahren ja recht heiß.
- Das heißt doch, dass der oben beschriebene Schmiedeeffekt auch beim Fahrbetrieb auftritt, d.h. die Schrauben sind eigentlich gar nicht fest
- Ich würde mich übrigens scheuen zu versuchen den Zylinderkopf eines kalten Motors punktuell um den Krümmerflansch noch starker zu erhitzen, gar mit einer Lötlampe am Motor herumfuchteln, auch weil der Tempgradient zu starken Spannungen führen dürfte.
- Außerdem dürfte eine effective lokale Erhitzung wg der Wärmeleitung sehr schwer zu erreichen sein
Hallo Christoph,
der von mit so genannte "Mini-Schmiedeeffekt" tritt nur auf wenn der Bolzen sich ausdehnen will (mit abgesenkter Streckgrenze) aber der umgebende Werkstoff diese Ausdehnung unterdrückt also in unserem Fall kalt bleibt.
Im normalen Fahrbetrieb wird ja erst der Zylinder oder der Krümmer heiß, diese Wärme wander dann in die Schraube/Stehbolzen.
Du brauchst dich auch nicht zu scheuen den Krümmerflansch punktuell mit einer Lötlampe zu erwärmen. Was meinst du den was passiert wenn du deinen kalten Motor startest. 600-800°C heiße Abgase wärmen auch erst mal nur die Auslassseite deines Zylinderkopfes und den Krümmer an. Die Einlassseite wird schön mit frischen Sprit gekühlt.
Punktuelles erwärmen mit einer Lötlampe heißt auch nicht, solange auf eine Stelle zu halten bis das Alu kurz vorm Verflüssigen ist. Ich würde so mit ca. 200°C arbeiten.
WD-40 Kur vorher kann nie schaden, wenn er dann mit sanfter Gewalt und leichter Überzeugungsarbeit mit einen Hammer kommt ist es gut. Wenn er jedoch nicht kommt ist Wärme angesagt.
Gruß
Stefan
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Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte.
J.W.v.G.
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