Porsche zählt zu den Top-Werten Europas

[Marc-heckschleuder]

Von Gertrud Hussla, Handelsblatt


Welches sind die besten Aktien im ganzen Land? Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) versucht mit einer Analyse der 350 größten europäischen Firmen nebst einer Rangliste in Sachen Wertsteigerung für Aktionäre (Shareholder-Value) eine Antwort darauf.

Gemessen an Kriterien wie Kurssteigerung oder Gleichmäßigkeit der Ertragsentwicklung in den vergangenen fünf Jahren gelang es dabei drei deutschen Konzernen, sich unter den besten zehn Gesellschaften zu platzieren – dem Autohersteller Porsche, dem Pharmakonzern Altana und dem Reifenproduzenten Continental.

„Es kam uns darauf an, einen paneuropäischen Sieger unter den großen Konzernen zu finden“, sagte S&P-Sprecher Andrew Nicolls. An der Spitze der Liste steht der spanische Tabak-Konzern Altadis, gefolgt vom italienischen Telekom-Konzern Telecom Italia und dem Billigflieger Ryanair. Porsche schaffte als bester deutscher Titel auf Rang vier. „Porsche hat in der Phase der Spekulationsblase und ihr späteres Platzen sehr viel Widerstand gezeigt und wurde von der Autokrise weit weniger getroffen als die großen Autokonzerne“, sagte Jean Luc Buchalet vom Analyseinstitut JFC Group in Paris, das die Liste im Auftrag der Ratingagentur erstellt hat. Der Nischenhersteller habe es geschafft, sich von Konjunkturschwankungen weitgehend unabhängig zu machen.

Typisch für die Rangliste sei, dass defensive Werte überwiegen, sagte Buchalet. „Wir haben unter den besten 20 allein drei Tabakfirmen und drei pharmazeutische Konzerne“. Defensive Werte haben in der Regel geringere Kurschancen und ein niedrigeres Wachstum, aber garantieren eine vergleichsweise hohe Sicherheit des Kapitals.
Die JFC Group, welche ihre Analysen vor allem im Auftrag großer Fondsgesellschaften erstellt, bildete unter den 350 im Standard&Poors- Europe-Index vertretenen Firmen nach unterschiedlichen Kriterien sieben verschiedene Ranglisten: Kursentwicklung über ein Jahr und über fünf Jahre, Gewinn-Entwicklung vor Steuern über ein Jahr, über fünf Jahre und im Verhältnis zur Umsatzentwicklung, Entwicklung des Gewinns pro Aktie und Gleichmäßigkeit der Gewinnentwicklung. Aus diesen sieben Ranglisten ermittelte das Institut eine Gesamtrangliste. „Wir wählten eher konservative Kriterien“, sagte Analyst Buchalet auch mit Blick auf den relativ langen Zeitraum.

Für Finanzkonzerne hat Standard & Poor’s eine eigene Liste erstellen lassen, da hier noch Kriterien wie etwa „entstandenes und zerstörtes Kapital“ und Eigenkapitalrendite wichtig seien. Auf Grund der deutschen Bankenkrise hat es keine einzige deutsche Bank in die Reihe der besten zehn gebracht.

Gediegene Investor-Regeln, wie sie schon berühmte US-Investoren wie Benjamin Graham und Warren Buffett aufstellten, haben sich also auch während der vergangenen fünf wilden Jahre bewährt: Stetigkeit der Gewinnentwicklung und geringe Schwankungen trugen oft auch zu einer guten langfristigen Kursentwicklung bei. Allerdings warnt Buchalet dass die Bestenliste sich schnell ändern kann. „Wenn die Konjunktur wie erwartet wieder anzieht, dann sind im nächsten Jahr Versicherer, Technologiewerte und Telekom- Konzerne vorn.“