Probefahrt nur gegen Geld?
Autohändler wollen Missbrauch und vermehrten Aufrufen zur "Testfahrt beim Händler -'Kauf im Internet" vorbeugen
PFORZHEIM. Wenn es nach dem Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes geht, sollen längere Probefahrten kostenpflichtig werden. Der Verband empfiehlt seinen Mitgliedern, die Kunden zur Kasse zu bitten.
Helmut Blümer, Sprecher des Kfz-Gewerbes, hat eine alte Forderung erneuert: Um einem Missbrauch und vermehrten Aufrufen zur "Probefahrt beim Händler -'Kauf im Internet" vorzubeugen, können Probefahrten in Einzelfällen kostenpflichtig werden. Die Testfahrt um die Ecke sei nicht das Problem, aber wenn sie mal einen Tag oder länger dauere, müsse es doch nicht mehr zum Nulltarif sein.
Das Echo der Händler vor Ort ist übereinstimmend: Sie unterstützen den Vorstoß, Auswüchsen und dem Missbrauch des Handels vorzubeugen. Denn mittlerweile gibt es viele Autokäufer, die eine Probefahrt beim Händler machen, sich ausführlich beraten lassen und dann nach einem günstigen Angebot im Internet suchen.
Roman Rösch, Geschäftsführer der Volkswagen-, Audi- und Porsche Zentren in Pforzheim, kennt das Problem. "Der Markt ist schwieriger geworden und Probefahrten kosten den Händler Geld", sagt Rösch. In seinen Autohäusern sei es deshalb schon lange so, dass je nach Modell 50 bis 150 Kilometer zu fahren frei seien und alles, was darüber hinaus gehe, werde berechnet. "Bei einem Kaufabschluss verrechnen wir es dann." Eine Probefahrt koste den Händler einiges und so könne man sich etwas schützen. "Es ist wichtig, dass Verkäufer gut geschult sind und einschätzen können, ob ein Kunde Kaufinteresse hat oder nicht", erklärt der Geschäftsführer. Der Verkäufer müsse dann entscheiden, wem er ein Auto auch mal übers Wochenende zur Probe gibt, und wer nicht dafür in Frage komme.
Premium-Marken außen vor
Ähnlich sieht es Jörg Krausen, Niederlassungsleiter AHG Pforzheim. Auch er kennt das Problem, dass Leute sich beraten lassen und Probe fahren und dann übers Internet den Wagen bestellen. "Für die Premium-Marken trifft das noch nicht so häufig zu." Er habe deshalb folgende Lösung gefunden: Bei der AHG werden die Dienstleistungen transparent gemacht und so kann der Kunde selbst entscheiden was er will. Wer eine Probefahrt machen möchte, kann das tun, muss aber für seinen Wagen etwas mehr bezahlen als jemand, der auf die Probefahrt verzichtet. "Je weniger Leistung in Anspruch genommen wird, desto günstiger wird es", erklärt Krausen das System. 150 Kilometer sind bei der AHG die Grenze bei einer Testfahrt, alles was darüber hinaus geht, kostet schon jetzt -'aber auch hier wird es bei einem Vertragsabschluss angerechnet. "Schmarotzer gibt es leider immer mehr. Doch hier können wir dann sagen, dass das Auto übers Wochenende bereits verplant ist."
Bei Opel-Hauser ist man mit dem Problem noch nicht so konfrontiert. "Bei uns ist es die Ausnahme, dass jemand ein Auto übers Wochenende Probe fahren möchte", sagt Prokuristin Karin Hauser-Schmieg. Wer sich jedoch als klassischer Nassauer zu erkennen gibt, den verweist sie dann auf das Mietwagen-Angebot. "Die Verkäufer versuchen das zu erfragen." Den Vorstoß, dass längere Probefahrten künftig kosten sollen, begrüßt auch sie. "Es muss dann aber im Kauffall verrechnet werden."
Gutmütigkeit ausnützen
"Vor allem lange Wochenenden sind bei Schnorrern beliebt", sagt Norbert Schrafft, Verkaufsleiter beim Autohaus Schrafft in Wurmberg. Dann werde ein Familienausflug geplant und das Auto anschließend mit leerem Tank auf den Hof gestellt. "Als Verkäufer bekommt man aber mit der Zeit ein Gespür dafür, wer wirkliche Absichten hat und wer die Gutmütigkeit des Händlers nur ausnutzen möchte", erklärt Schrafft. Er hält es deshalb für einen lobenswerten Ansatz, dass eine Schutzgebühr für längere Testfahrten erhoben werden soll. Wichtig auch für ihn: die Rückerstattung beim Autokauf.
Erstellt am: 23.04.2004
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