Lieb jubelt über Fia-GT-Titel
Porsche-Pilot aus Niefern sichert sich mit dem zweiten Platz beim Saisonabschluss in Monza die Meisterschaft
MONZA/NIEFERN. "Das war der größte Erfolg meiner bisherigen Karriere", jubelte Marc Lieb. Mit dem zweiten Platz in Monza sicherte sich der Nieferner Porsche-Pilot den Meistertitel in der Fia-GT-Serie.
"Das waren die längsten 35 Minuten meines Lebens", sagt Lieb über das Ende des Rennens in Monza. Als er 17 Runden vor Schluss das Steuer des Porsche 996 GT 3-RS an seinen Teamkollegen Stéphane Ortelli übergab, konnte er nur noch Daumen drücken.
Ankommen war für das Duo des Karlsruher Freisinger-Teams Pflicht, sonst wäre der Titel weg gewesen, denn die schärfsten Konkurrenten Andrea Bertolini/Fabrizio de Simone im Ferrari 360 Modena fuhren an der Spitze dem Laufsieg entgegen. Mit diesen zehn Punkten hätte das JMB-Racing-Team noch am Freisinger-Duo, das in der Gesamtwertung neun Punkte Vorsprung hatte, vorbeiziehen können.
Bis dahin waren die größten Schrecksekunden aber schon überstanden. Gleich in der elften Runde des Drei-Stunden-Rennens passierte das, was Lieb schon im Vorfeld prophezeit hatte: Einer der langsamen Fahrer aus der großen GT-Klasse nahm den Führenden der N-GT-Klasse aufs Korn. "Das geht ruck-zuck. Die sind unberechenbar", sagt Lieb über die Freizeit-Piloten, deren fahrerisches Geschick nicht reicht, um mit ihren 600-PS-Boliden den N-GT-Top-Fahrern in ihren 430 PS "schwachen" Kisten davonzufahren. Doch es traf zum Glück nicht Lieb, sondern den Emka-Porsche mit der Nummer "61".
Lieb übernahm in Runde 35 das Cockpit von Ortelli. "Das hat echt Spaß gemacht", sagt er. "Materialschonend" sei er "mitgerollt" - auf Platz zwei der N-GT-Klasse. Bis zur 70. Runde, als mit dem hinteren linken Reifen der Nummer "50" fast auch die Titelträume platzten. Lieb blieb cool: "Da lagen viele Trümmer auf der Strecke. Es waren noch etwa zwei Kilometer bis zur Box. Wir hatten einen Riesen Vorsprung auf die Dritten. Also bin ich im Schneckentempo zurückgeschlichen." Nur wenn auch noch die Felge gebrochen wäre, wäre es gefährlich geworden, erklärt Lieb. Dann wären schnell Aufhängungsteile in Mitleidenschaft gezogen worden. So aber fast Routine bei den Freisinger-Mechanikern: Alte Reifen runter, neue rauf, tanken, Lieb raus, Ortelli rein - und als Zweiter wieder auf die Strecke.
Kurz darauf wurde es schon wieder hektisch in der Box. "Die Mechaniker sind mit Kühlwasser losgerannt und dachten nur, das kann nicht war sein", erzählt Lieb. Die Gedanken an das berühmte "Pfennigteil", das kaputt geht und alle Hoffnungen zerstört, wurden wach. Doch es hatte den zweiten Freisinger-Porsche mit Longin/Gardel am Steuer getroffen. Aufatmen.
Danach kam nur noch Jubel pur: Stéphane Ortelli verteidigte seinen Vorjahrestitel. "Dieses Mal ist es noch viel besser als letztes Jahr, weil ich nicht allein bin. Das ist unser Sieg. Marc hat die ganze Saison über einen super Job gemacht", so der Monegasse glücklich. Im vergangenen Jahr war Ortelli mit wechselnden Partnern gefahren, Lieb hatte lediglich für einige Rennen ausgeholfen. Auch für Lieb war es der zweite Titel in Folge. Im vergangenen Jahr hatte er als Porsche-Junior den Carrera-Cup gewonnen. Mit dem Meistertitel in der GT-Serie konnte sich der 23-Jährige nun nachträglich bei Porsche für die Verpflichtung als Werksfahrer bedanken. Auch in der Teamwertung belegten die beiden Freisinger-Porsche zusammen Platz eins.
"Das war fantastisch", jubelte Lieb in Monza. Doch statt einer rauschenden Siegesfeier stand am Sonntag- abend in Mailand lediglich noch die Ehrung durch die Organisation des Super Racing Weekends an, ehe sich Lieb wieder ins Auto setzte und noch in der Nacht nach Niefern zurückfuhr. "Aber das Fest wird nachgeholt", versprach Lieb. Schon gestern musste er weiter nach Leipzig zu einer Porsche-Veranstaltung. Kein Problem. Was eben ein echter Langstrecken-Pilot ist.
Quelle: PFORZHEIMER ZEITUNG
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